Honorarprofessor Dipl.-Ing. Dr.techn. Hermann Reining


Hermann Reining hat uns am 12. Februar 2019 für immer verlassen. Und obwohl er schon einige Jahre im Ruhestand war, kam die Nachricht für uns sehr überraschend. War doch die Arbeit von Hermann Reining an der Universität für Bodenkultur Wien durchdrungen von seinem einzigartigen fachlichen und persönlichen Engagement. Mit großer Freude setzte er dieses um und erzeugte damit jene Nachhaltigkeit, die über sein Ableben hinaus weiterreicht und gegenwärtige und zukünftige Aktivitäten im Kontext der historischen Betrachtung von Landschaft und Gärten mitträgt.

IN GEDENKEN AN HERMANN REINING

Die Basis für das fachlich umfassende Verständnis spiegelt sich im beruflichen Werdegang von Hermann Reining wider. 1966 absolvierte er das Studium der Architektur an der Technischen Hochschule in Wien. Im Folgendem beschäftigte er sich forschungsbezogen mit der „Stadterneuerung Wiens im 19. Jhd.“ und erweiterte das Verständnis für die gebäudebezogene Architektur um die raumrelevanten Fragen der Stadtentwicklung. Als Assistent am damaligen „Institut für Städtebau, Raumplanung und Raumordnung“ arbeitete er ab 1969 an der Entwicklung der Lehre und Forschung innerhalb der neu gegründeten Studienrichtung „Raumplanung und Raumordnung“ mit.
Hermann Reining war als Pionier seiner Zunft stets vor Ort, wenn es darum galt neue Perspektiven und Entwicklungen zu öffnen und zu unterstützen. In einem seiner weiteren Forschungsprojekte untersuchte er die „Entwicklung und Bedeutung städtischer Parkanlagen“ in Wien und schloss damit die Brücke vom Bebauten zum unbebauten Freiraum. Der nächste Baustein zum umfassenden Fachwissen von Hermann Reining war gelegt.
Ein weiterführender Höhepunkt seiner Forschungstätigkeiten erfolgte 1976 mit dem Abschluss des Doktorates zum Thema: „Die Entwicklung der öffentlich zugänglichen Grünflächen im Bereich der Wiener Ringstraße“. Hermann Reinings Engagement zum Freiraum wuchs im Rahmen seiner wissenschaftlichen Arbeiten und Gutachten. Den Praxisbezug hielt Hermann Reining während dieser Zeit als Sachverständiger für Raumplanung und Raumordnung beim Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, wo er in weiterer Folge ab 1980 für Angelegenheiten des Naturschutzes bei der Unterschutzstellung von historischen Gärten und Parkanlagen in Niederösterreich arbeitete. Ebenso brachte er seine Kenntnisse im „Komitee für Historische Gärten“ und ab 1990 als Mitglied des Vorstandes der „Österreichischen Gesellschaft für historische Gärten“ ein. Dabei sammelte er vielfältigste Erfahrungen, die lebendiger Teil seiner Lehrtätigkeit wurden. Wie zum Beispiel seine authentischen Führungen zur Wiener Ringstraße die weit über den Wiener Raum hinaus legendär wurden. Hermann Reining entwickelte zunehmend seine Liebe und sein Talent für die Lehre weiter und arbeitete in der Zeit von 1971 bis 1987 als Lehrbeauftragter am Institut für Städtebau, Raumplanung und Raumordnung und am Institut für Landschaftsplanung und Gartenkunst an der Technischen Universität Wien.

Der nächste Schritt folgte im Rahmen der Einrichtung der damals neuen Studienrichtung „Landschaftsplanung und Landschaftspflege“ an der Universität für Bodenkultur Wien, wo Hermann Reining 1976 die Lehrbeauftragung für die „Geschichte der Landschaftsgestaltung und Gartenkunst“ übernahm.
Mehr als 35 Jahre lehrte Hermann Reining an der BOKU, hielt Vorlesungen, Exkursionen und tauschte sich intensiv mit FachreferentInnen aus dem In- und Ausland aus. Und schließlich übernahm Hermann Reining 2002 mit seiner Antrittsvorlesung „Gartenkunst – eine Geschichte zwischen Glanz und Elend“ die Honorarprofessur für das Fachgebiet „Geschichte der Landschaftsgestaltung und Gartenkunst“ an der Universität für Bodenkultur Wien. Zahlreiche Betreuungen von Diplom- und Masterarbeiten folgten und legten ein wesentliches Fundament für die Etablierung und Weiterentwicklung des genannten Fachschwerpunktes am Institut für Landschaftsarchitektur. Die Publikationen wie die Betreuung der akademischen Arbeiten zeugen vom Herzensanliegen und von der Kompetenz Hermann Reinings, mit der er das Fach vertrat und sich für die Erhaltung von historischen Grün- und Freiräumen in Österreich und angrenzenden Ländern eingesetzte. Der Schwerpunkt lag auf der weiterführenden Analyse historischer Anlagen, die etwas aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt waren sowie Gärten und Parks in ländlichen Regionen.

All dieses Wissen floss über die interdisziplinäre fachliche Ausrichtung, die Hermann Reining in seiner Person entwickelt, gelebt und weitergegeben hat in seine Lehre und Forschung ein. Seine Lehrveranstaltungen auf der BOKU wie die Exkursionen vor Ort wurden zu unvergesslichen Erlebnissen, die vor allem von seiner menschlichen und empathischen Art die Lehrinhalte zu vermitteln, geprägt waren. Sie machten seine Art zu lehren lebendig und begreifbar. Dabei unterstützte Hermann Reining, im Rahmen seiner Lehrveranstaltungen wie in der Betreuung der Diplom- und Masterarbeiten, immer ansprechbar und hilfsbereit, die Studierenden. Zudem trug er sein Wissen im Rahmen von „University meets public“ über Vorträge in Volkshochschulen nach außen.

Und genau darin lag Hermann Reinings unvergessliches Wirken, in dem er stets Brücken gebaut hat, um mit all seiner Herzensausrichtung die Fachbereiche der Landschaftsarchitektur, Raumplanung und Architektur übergreifend zu erforschen und zu vermitteln. Sein persönlicher Einsatz half wesentlich das Fachgebiet „Geschichte der Landschaftsarchitektur“ an der Universität für Bodenkultur zu etablieren und zu fördern.

In diesem Sinne wird Hermann Reinings Engagement nachhaltig weiterleben. Und dafür lieber Hermann danken wir Dir von Herzen, die Universität für Bodenkultur Wien und die  Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Landschaftsarchitektur.


06.03.2019