"Das Große LALULA" - zur Ver- und Entwirrung der Begriffe Landschaftsarchitektur und Landscape Urbanism



Zusammenfassung
Landscape urbanism ist ein viel diskutierter Begriff, dessen genauer Inhalt allerdings sehr unterschiedlich interpretiert wird. Einigkeit herrscht darüber, dass Landschaft (LA) die ordnende Struktur für räumliche Entwicklungen darstellt. Anhand aktueller Publikationen erfolgt eine Annäherung an die Diskussion zu landscape urbanism (LU) und Landschaftsarchitektur (LA). Die Dynamik der Prozesse, die die urbanen und suburbanen Gebiete der westlichen Staaten formen und transformieren, ist der Ausgangspunkt des  landscape urbanism. Die Städte erweiterten sich zu urbanen Regionen, mit einem komplexen, polyzentrischen Muster von bebautem und unbebautem Raum. Landscape urbanism bringt zahlreiche verschiedene landschaftsbezogene Ideen und Konzepte zusammen, mit dem Ziel, den zeitgenössischen Urbanismus zu erforschen und Beiträge für eine nachhaltige räumliche Entwicklung zu leisten. Landschaft wird zum einen als Metapher für zeitgenössische urbane Zustände verwendet. Es wird damit ein urbaner Typus beschrieben, der aus einer fragmentierten Matrix von Landnutzungen besteht. Zum anderen wird der Begriff Landschaft verwendet, um die dynamischen Systeme einer Stadt zu erklären und zu verstehen. Landschaft wird in einem zunehmenden Ausmaß als signifikantes Medium des Städtebaus wahrgenommen (vgl. Mossop 2006 : 165). Hier setzt auch Charles Waldheim an, wenn er den landscape urbanism als eine disziplinäre Neuausrichtung beschreibt, die momentan stattfindet und in der die Landschaft die Architektur als „Grundbaustein des zeitgenössischen Städtebaus“ ersetzt (vgl. Waldheim 2006 : 11). Denkweisen wie die Gegensatzpaare Stadt und Land, Kultur und Natur werden zugunsten hybrider Zwischenzustände aufgelöst. Ausschlaggebend für die praktische Umsetzung des Landscape Urbanism sind folgende Aspekte: Das Verschwimmen von Differenzierungen zwischen den traditionellen Aufgabenfeldern, das Arbeiten mit Infrastruktur-Programmen, die Notwendigkeit die mannigfaltigen Netzwerke von Interessensvertretern zu aktivieren und das Verbinden von kurzfristigen Initiativen mit langfristigen Implementationsstrategien. Als Schwerpunkte der Arbeiten haben sich post-industrielle Landschaften und verschiedenste Infrastruktur-Projekte herauskristallisiert (vgl. z.B. Waldheim 2006 : 37 ff, Shannon 2006 : 147f). Ein großes Potential in der Entwicklung des landscape urbanism liegt darin, die Trennung zwischen Gestaltung und Planung zu überwinden und eine produktive Beziehung zwischen Gestaltung und Ökologie zu etablieren. Wichtig ist: Landscape urbanism zielt darauf ab, im großen Maßstab zu arbeiten, um die Herausforderungen von urbanen Regionen adäquat behandeln zu können. Elisabeth Mossop konstatiert, dass die Entstehung des Diskurses, welcher auf einer Wechselwirkung zwischen zeitgenössischem Urbanismus und Landschafts-Theorien und Methoden beruht, einen wichtigen Wechsel für die Landschaftsarchitektur als eine Disziplin kennzeichnet. Der Diskurs bietet ein Vehikel, über welches sich die Landschaftsarchitektur verstärkt in den Städtebau einmischen kann und eine wichtigere Rolle in der Debatte rund um urbane Entwicklung, Stadtgestaltung und nachhaltige Stadtentwicklung einnehmen kann (vgl. Mossop : 165). Literaturverzeichnis Corner, J. (2003): Landscape Urbanism; in: Mostafavi, M. / Najle, C. (Hg.): Landscape Urbanism; AA Publications : London Corner, J. (2005): Lifescapes – Fresh Kills Parkland; in: Topos Nr. 51 Prospective Landscapes; Callwey : München Hasbrouck, H., Sowell, J. (2007): Urbanism und Landschaftsarchitektur; in: Garten + Landschaft 4/2007. Callwey : München Lohrberg, F. (2002): Landschaftsarchitektur als Städtebau; in: Garten + Landschaft 10/2002. Callwey : München Morgenstern, C. (1905): Das große Lalula; in Galgendichtung. http://www.textlog.de/17374.html [1.6.2007] Mossop, E. (2006): Landscapes of Infrastructure; in: Waldheim C. (Hg.): The Landscape Urbanism Reader. Princeton Architectural Press: New York Shane, G. (2003): The Emergence of „Landscape Urbanism“. Reflections on Stalking Detroit; in: Harvard Design Magazine 19/2003
http://www.gsd.harvard.edu/research/publications/hdm/back/19_onlandscape.pdf [1.8.2007] Shannon, K. (2006): From Theory to Resistance: Landscape Urbanism in Europe; in: Waldheim C. (2006) (Hg.): The Landscape Urbanism Reader. Princeton Architectural Press: New York Waldheim, C. (Hg.) (2006): The Landscape Urbanism Reader. Princeton Architectural Press: New York Waldheim, C. (Hg.) (2006): Landscape as Urbanism; in: The Landscape Urbanism Reader. Princeton Architectural Press: New York Werthmann, Christian (2007): Power Fusion: Landscape Urbanism und grüne Infrastruktur in den USA; in: Garten + Landschaft 4/2007. Callwey : München